Als ich 2002 meine Ausbildung begann, war es noch undenkbar, dass man eines Tages die Möglichkeit haben würde, statt in einem Büro von zu Hause aus zu arbeiten. Spätestens als durch die Pandemie viele Firmen mehr oder weniger dazu gezwungen wurden, ihren Mitarbeiten das Arbeiten im Home-Office zu erlauben, haben viele erkannt welche Vorteile es bieten kann.
Ich hatte mich schon vorher für ein Arbeiten aus der Ferne entschieden und möchte hier nun die für mich wichtigsten Gründe nennen, warum ich diese Arbeitsweise dem normalen Büroalltag vorziehe und es mir mittlerweile kaum mehr anders vorstellen kann.
1. Keine nervige Pendelei mehr
Für die meisten Arbeitnehmer dürfte es normal sein, dass man zwischen einer halben und ganzen Stunde braucht, um von zu Hause bis zur Arbeitsstätte zu gelangen. Egal ob man nun mit dem Fahrrad, Auto oder öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs ist.
Ich habe alle dieser Fortbewegungsarten in der Vergangenheit genutzt. Ich bin bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad durch die Großstatt gefahren. Habe mich unzählige Stunden in Staus auf Bundesstraßen geärgert und gelangweilt. Bin in überfüllten Bahnen mit kränkelnden Passagieren im Schneckentempo zum gewünschten Bahnhof gefahren.
All das ist nun Vergangenheit. Ich mache mir einen Kaffee und gehe mein schön eingerichtetes Arbeitszimmer und fertig. Das Wetter spielt bei mir Wochentags gar keine Rolle mehr.
2. Bessere Gesundheit
Ich erinnere mich noch gut daran, nach der gelegentlichen Nutzung der Bahn bei kühlerem Wetter fest davon ausgehen zu können mir eine Erkältung einzufangen. Da die meisten Krankheiten direkt durch die Begegnung mit anderen Menschen übertragen werden, verringert man das Risiko von Ansteckungen erheblich, wenn man sich weniger Begegnungen aussetzt.
Gerade in Büroberufen gibt es die Unsitte gerne mal krank auf der Arbeit zu erscheinen statt sich zu Hause auszukurieren. So ist es dann kaum zu verhindern, dass sich auch anderen Kollegen anstecken und der Reihe nach ausfallen. Zu Hause kann mir dies dann nur noch durch den privaten Kontakt mit Menschen passieren, was die Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen erheblich reduziert.
3. Mehr Zeit für die Familie
Die gewonnene Freizeit kann ich nun für sinnvollere Dinge nutzen wie zum Beispiel die Familie. Das Kind kann ohne dienstlichen Zeitdruck in die Schule gebracht oder abgeholt werden.
Nachmittags bekommt man mehr davon mit, was die Familienmitglieder vorhaben und kann sich gelegentlich daran beteiligen, statt weit entfernt in einem Bürogebäude festzustecken.
Mit entsprechender Motivation ist auch mehr Zeit vorhanden, um zum Beispiel den Haushalt zu bestreiten, organisatorische Dinge zu erledigen oder die eigene körperliche Fitness zu trainieren.
4. Flexible Zeiteinteilung
Dadurch, dass man nun den ganzen Tag zu Hause ist, kann man immer wieder seinen Arbeitstag unterbrechen, um zum Beispiel die Wäsche zu machen oder eine Runde spazieren zu gehen und den Kopf frei zu bekommen.
Auch Arzttermine, die in der Regel eher in der Nähe des Wohnortes sind, können leichter wahrgenommen werden und das Kind kann mal eben zum Sport gefahren werden.
5. Mittagessen nach eigenem Geschmack
Je nachdem in welcher Umgebung sich der Arbeitgeber befindet, gibt es sehr eingeschränkte Möglichkeiten sein tägliches Mittagessen abwechslungsreich zu gestalten. Mit etwas Glück bzw. entsprechender Vorbereitung hatte man gelegentlich noch etwas vom Abendessen des Vortags übrig, dass man sich im Büro aufwärmen konnte.
Wenn man nun den ganzen Tag zu Hause ist, kann man sich bei Bedarf etwas gesundes nach seinem Geschmack kochen oder es wird ohnehin Mittags für die ganze Familie Essen zubereitet.
Wenn es doch einmal schnell gehen soll, würd natürlich auch mal zum Nutella-Brot oder dem Fertiggericht für die Mikrowelle gegriffen.
6. Bares Geld sparen
In der Vergangenheit habe ich täglich einiges an Geld für das Mittagessen ausgegeben, da es ein soziales Ritual war mit den Kollegen einen Schnellimbiss oder Restaurant zu besuchen. Abends wurde auch gerne nochmal ein gemütliches Bier getrunken oder man schlenderte auf dem Heimweg noch an ein paar Geschäften vorbei.
Beim Pendeln mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln können leicht ein paar Hundert Euro an monatlichen Kosten anfallen, die oft nur anteilig durch Zuschüsse oder Steuerrückzahlungen erstattet werden können.
Seitdem ich von zu Hause arbeite fallen all diese regelmäßigen Kosten weg oder sind zumindest stark reduziert. Essen muss man natürlich weiterhin, kann aber günstig Einkaufen und für mehrere Tage vorkochen. Im Gegenzug muss man natürlich Bedenken, dass die Strom und Heizkosten sehr wahrscheinlich steigen werden, aber vermutlich nicht mehr als eine Tankfüllung oder Monatskarte der Bahn kostet.
7. Freie Gestaltung der Arbeitsumgebung
Vom offenen Großraumbüro bis fensterlosen Kellerraum gibt es eine weite Spanne an aufgezwungenen Schreibtischumgebungen. Ständiges Telefongeklingel und laute Gespräche der Kollegen können die Nerven sehr strapazieren und einen ständig aus der Konzentration herausreißen.
Bei entsprechenden heimischen Platzverhältnissen hat man zu Hause die Möglichkeit selbst eine angenehme Arbeitsumgebung zu schaffen. Sei es die Wahl des Schreibtischs, der Pflanzendekoration oder musikalischen Hintergrundbeschallung, man alles selbst in der Hand und muss keine Kompromisse mit Kollegen oder Bürorichtlinien eingehen, so lange der Arbeitsschutz eingehalten wird.
8. Größere Auswahl an Arbeitgebern
Das noch vor einigen Jahren undenkbare Arbeiten von zu Hause ist vor allem im IT Bereich soweit zur Normalität geworden, dass immer mehr Firmen sehr große Freiheiten bei der Wahl der Arbeitsstätte gewähren oder sogar ganz ihre Bürogebäude aufgeben und nur noch Remote-Arbeit anbieten.
Für die Arbeitgeber hat dies neben möglicher Kostenersparnis auch den Vorteil nun landesweit oder sogar weltweit nach Mitarbeitern Ausschau halten zu können, ohne dass diese einen aufwendigen Umzug in die Nähe des Büros hinnehmen müssen.
Mittlerweile haben sich auch die Jobbörsen und Suchmaschinen angepasst und auf die neuen Remote-Möglichkeiten spezialisiert. Nie war es einfacher für Fachkräfte den passenden Arbeitgeber zu finden bzw. zu wechseln.
9. Mobiles Arbeiten von Überall
Für Arbeitnehmer ist es ein riesiger Vorteil, nicht mehr seinen Wohnort ändern zu müssen oder einen sehr langen Anfahrtsweg in Kauf nehmen zu müssen wenn es um die Wahl des Arbeitgebers geht.
Für mich hat es sich als sehr wertvoll erwiesen die eine oder andere Woche bei der Verwandtschaft verbringen und von dort aus arbeiten zu können. So lange man das Land nicht verlässt und bestimmte datenschutzrechtliche Vorgaben beachtet, sollte es keine rechtlichen Gründe geben die gegen einen gelegentlichen Tapetenwechsel sprechen.
Die Arbeit aus dem Ausland stellt sich meist etwas schwieriger dar und sollte entsprechend beim Arbeitgeber angefragt und genehmigt sein. Als Selbständiger hat man hier in der Regel ein paar mehr Freiheiten und kann im Extremfall sogar als Digital Nomad von einem Wohnmobil aus arbeiten während man durch Asien reist.
Fazit
Ich habe mich vor einigen Jahren bewusst für das dauerhafte Arbeiten von zu Hause entschieden und haben es seitdem auf Grund der oben genannten Gründe nicht bereut.
Natürlich gibt es auch einige Nachteile, die diese Arbeitsweise mit sich bringt, jedoch hat man im Home-Office sehr viel mehr Möglichkeiten seinen Alltag selbst zu gestalten, was alles andere aufwiegt.
Ich kann mir kaum vorstellen irgendwann wieder jeden Tag in ein entferntes Büro reisen zu müssen, nur um dort dann doch wieder vor einem Bildschirm zu sitzen. Ich hoffe, dass immer mehr Menschen die Chance nutzen, im Home-Office arbeiten zu können und dass bei Arbeitgebern weiter ein Umdenken stattfindet dies den Mitarbeitern zu ermöglichen.